Die Tage in Nordlaos sind wunderbar. Ruhe und Gelassenheit bestimmen meine Tage. Drei Nächte in Luang Prabang und endlich finde ich auf dem Markt ein paar Dinge, die ich als Erinnerung mitnehme. Mit dem Bus weiter nach Nong Khiaw und weil ich nicht alleine bin noch weiter den Fluss rauf in einen Ort weit ab von den Städten. Mehr Bungalows und Hostels als in der Nebensaison benötigt werden und deshalb incredibly cheap. Mein eigener Bungalow mit Blick auf den Fluss, die Berge und die Wolken. Friedlich ist es hier. Peter aus England, der schon an vielen Orten dieser Welt gearbeitet hat, begleitet mich. Trotzdem ist genug Zeit zum Allein sein.
Ein kleiner verschlafener Ort in dem die Hähne nachts um 3 aufwachen und die Affen im Wald verrückt machen. Ich laufe durch die Berge, eine sandige Straße entlang und genieße die Stille, die Grillen und die Vögel. Ab und zu hört man Menschen. Doch am wunderschönsten an diesem Paradies sind die tanzenden Schmetterlinge.
Die Dörfer der Bergvölker schmiegen sich klein und verschlafen in die Täler, es sind nur wenige. Ich versuche nicht wie ein Fremdkörper zu wirken aber in Shorts und t-shirt ist das fast unmöglich. Mein Sabaidee bleibt von vielen unbeantwortet. Vor allem die jungen Männer scheinen sehr verlegen zu sein. Es ist schwierig, ich habe nicht einmal angemessene Kleidung dabei. Wenigstens die Knie sollte ich bedecken. Die Häuser sind aus natürlichen Materialien gebaut, manche haben Wellblechdächer. Die meisten Wände sind aus verwobenen Blättern gefertigt, wie die Körbe. Es gibt zwei kleine Gasthäuser, die Atracktion aber ist die Stille und das Dorfleben. Kinder spielen, die Frauen kümmern sich um die Kleinkinder oder weben kunstvolle Tücher und Röcke. Am Wasserhahn in der Dorfmitte wird Kleidung gewaschen, Wasser geholt und sich geduscht. Kühe, Ferkel, Hühner, Gänse und ihre Küken aber auch Katzen stromern, grasen und faulenzen wo es ihnen gefällt. Die Hunde sind am interessiertesten an uns. Die Schmetterlinge fliegen alle zum Wasser. Auch hier tanzen sie durch die Luft, zielstrebig. Sie sammeln sich, finden einen Partner, tanzen und rasten am warmen, feuchten Bachufer. Sie legen ihre Eier dort ab, bald werden sie sterben. Ich stehe in Wolken aus gelb-weißen, organgenen und ein schwarzen Schmetterlingen. Mein Herz geht auf, Laos hat mein Herz im Sturm erobert.
Nach zwei Nächten fahre ich zurück nach Nong Khiaw und vermisse die Ruhe. Es ist auch hier verschlafen aber der Unterschied ist trotzdem groß. Die Höhlen - Bunker sind nur zwei Kilometer außerhalb der Stadt und so laufe ich die staubige Straße entlang. Obwohl der kleine Fluss sehr nah ist sind fast keine Schmetterlinge da. Die Höhlen sind mir für einen Besuch alleine doch etwas zu spooky. Wenn mir etwas zustößt, weiß niemand wo man mich suchen soll. Ich schaue nur kurz rein, genieße dann Zeit am Fluss und beobachte die wenigen Schmetterlinge. Plötzlich kommt Regen, mit ein paar laotischen Jungs unterhalte ich mich und warte. Nur zehn Minuten später strahlt die Sonne wieder und es ist zu heiß zum laufen. Ich entscheide mich, nicht zum Wasserfall zu gehen. Der Rückweg zieht sich, es ist einfach viel zu heiß. Ich sitze gerade auf meiner Veranda, als eine Windböhe den Baum erfasst. Innerhalb von Sekunden verfinstert sich der Himmel und die Berge verschwinden hinter dichten regenschleiern. Für eine Stunde stürmt es, dann ist es vorbei. So friedlich wie vorher, überall tropft es und die Vögel beginnen wieder zu singen.
Ich besteige den Viewpoint am nächsten morgen ganz alleine. Morgens um sechs gehe ich los und schon da ist es heiß, die Luft ist feucht. Überall ist Natur. Spinnen, Käfer, Ameisen, Vögel. Weiter oben auch Schnecken, Grillen sowieso. Mal ist der Aufstieg leicht, mal bin ich froh über Stufen und ein Seil. Überall ist der Boden nass und aufgeweicht vom Regen. Wassertropfen hängen an Blättern und in Spinnweben. Ich bin schnell auf dem Gipfel, etwas mehr als eine Stunde laufe ich durch hohe Bäume und das grün des Waldes, klettere über kleine Felsen und bestaune dichten Wald mit dicken, gewundenen Luftwurzeln. Der wunderschöne, atemraubende Moment, in dem ich ankomme it besonders. Umgeben von Bergen und Wolken kann ich nur staunen. Ganz kurz bin ich aufgeregt, nervös, kann mein Glück nicht fassen. Niemand ist hier, ich bin ganz alleine hoch oben in den Wolken. Das Hochgefühl ist nicht zu beschreiben, mein Herz tanzt vor Glück. Ich sitze und staune, ich meditiere in der Sonne und die Wolken streicheln kühl meine Haut. Hin und her gerissen zwischen stauen, den Moment einfangen und dem Gefühl tiefer innerer Ruhe mache ich Fotos und hüpfe über die spitzen Felsblöcke. Es gab schon viele wunderschöne Momente auf dieser Reise, doch dieser ist mit Abstand der Besonderste. Zwei Stunden lang beobachte ich wie die Felsen von Wolken umspielt werden, wie der Wind immer wieder neue Wolken her bringt, das Dorf im Tal sichtbar wird und wieder hinter dichten Wolkenschwaden verschwindet. Die Sonne kommt durch die Wolken und zaubert einen zarten Regenbogen von Gipfel zu Gipfel und das breiteste Grinsen auf mein Gesicht. Das ist SO GUT.
Auf dem Weg ins Tal kommen mir die ersten Besucher entgegen. Mein Glück wird mir doppelt bewusst und ich bin voller Dankbarkeit für diesen Moment.
Die Schwierigkeiten und Hindernisse die sich mir in dieser Zeit in den Weg stellen bewältige ich ganz gut, dachte ich. Nicht alles läuft wie gehofft und die Summe der Dinge haut mich um. Ich lande in Hanoi, bin geflasht vom durcheinander. Total kulturgeschockt - und das auf dem Weg von Laos nach Vietnam. Autos und Motorcycles, Hupen, Menschen, Hunde, Lichter und schon auf dem Flug Heimweh und Frust. Lange schlafen war ein gutes Mittel dagegen und der Schlafsaal ist nicht so voll, sehr ruhig und das Bett gut. Die Lady an der Rezeption wie eine Mutti, die sich kümmert und herum wuselt. Hanoi ist nicht meine Stadt, genau so wenig wie Bangkok. Morgen fahre ich weiter nach Cat Ba. Viel Wald und climbing gibt es auch. Außerdem Strand. Ich freue mich riesig darauf. Ich hoffe auf Erholung von der Erholung. Und ich habe viel gelernt über mich in den letzten paar Tagen.